Ausgesprochen schwedisch
Dass das IKEA Verkaufs- und Produktkonzept eine weltweite Erfolgsstory ist, ist unumstritten. Massenkompatibler Scandi-Style verpackt im nordisch-frischem Charme, reduzierte Formsprache mit leichtem Designanspruch – alles zum „Meine-Erste-Wohnung-Preis“ zu haben. Ich find´s super. Auf der Einbahnstraße durch die Ausstellung begegnet man netten Beratern, auf deren Shirts „Hej“ steht. Sehr sympathisch. Hierzulande gilt ein geblöfftes „Ey!“ eher unhöflich. Natürlich steht hinter alldem ein ausgereiftes Marketing, warum auch nicht? Jeder weiß, dass das Zeug nicht von Ingvar Kamprads Bauernhof Elmtaryd aus dem Dorf Agunnaryd stammt, sondern mehrheitlich aus Fernost oder Osteuropa. Immerhin, das Design entspringt dem Entwicklungslabor im schwedischen Älmhult, dem Gründungsort von IKEA.
Okay, aber die Namen…
Soweit, so ausgeklügelt. Dann wandelt man also zwischen Mikrowellengeschirr, Kleiderbügeln und Raffrolos, ergibt sich widerstandslos der Anziehungskraft des schwedischen Schnikkes und wundert sich, warum die Sachen Namen tragen, die klingen wie die eins verstoßenen Aztekenkönigs. In den Marketingabteilungen dieser Welt zerbrechen sich Menschen mit oder ohne ChatGPT die Köpfe, wie ein Produktname international funktionieren kann. Wie man dem Teil einen sinnstiftenden, verkaufsfördernden oder image-transferierenden internationalen Namen verleihen kann – und die machen sowas. Nach kurzer Recherche erfährt man schnell, dass auch hier das Buchstabenchaos System hat. Jede Produktgattung trägt Namen aus einem bestimmten Themenbereich, zum Beispiel hören Badezimmerartikel auf Flüsse, Seen und Meeresbuchten. Frauennamen sollen Stoffe und Gardinen zieren und Teppiche tragen dänische Ortsnamen (Verräter!). Verkäufer hören alle auf Hej!
Echt äkta!
Letztendlich ist es einfach authentisch und es passt zur Marke IKEA. Darüber, dass man die Worte stets belächelt, besonders wenn sie ganz nah an obszönen oder derben Bedeutungen vorbeischrammen, sieht der entspannte Schwede selbstbewusst hinweg. Letztendlich muss sich ein IKEA Artikel ja auch nicht gegen Wettbewerbsartikel im Regal behaupten, im IKEA gibt´s ja schließlich nur IKEA-Artikel. Wir haben uns übrigens nicht für Svalstjärtar entschieden, hatten den Einkaufswagen (ursprünglich dachten wir eine blaue Tasche reicht) dann aber doch voll mit Bimbes für über 100 Euro inklusive Teelichtern!