Olympische Momente

Unser diesjähriger Sommerurlaub führte uns unter anderem an die Küste Griechenlands, genauer gesagt an das Fischerdorf Katakolon auf der Halbinsel Peleponnes. Nett anzusehen, aber der eigentliche Grund des Landgangs war Olympia, der Austragungsort der antiken Spiele. Da die Tagestemperatur sich bei ca. 38 Grad im Schatten einpendelte, machte ich mich als einigermaßen Hitzeresistenter allein per Taxi auf den Weg zu diesem wirklich besonderen Ort.

Disziplin: Autorennen

Der ortskundige Taxifahrer bemühte sich, immer genau doppelt so schnell zu fahren, wie es die griechische STVO auf den Straßen der mediterranen Tiefebene vorschrieb. Die Familiengeschichte, die er dabei unaufgefordert aber dafür umso ausführlicher zum Besten gab, war im stattlichen Preis inkludiert. Da ich mich im – eigenen Interesse – gleichzeitig auch auf den Verkehr konzentrieren musste, schenkte ich der bevorstehenden Hochzeit von Cousine Delia und dem neuen Haus von Onkel Nikos nur wenig Aufmerksamkeit. 30 km später und nassgeschwitzt trotz Klimaanlage, blieben mir 60 Minuten Zeit, die heiligen Reste der Kultstätte zu genießen. Wieder ganz bei mir angekommen, sog ich den Atem der Geschichte auf. Ich liebe sowas. Auch wenn von den Tempeln des Zeus und der Hera nur noch wenige Säulen und oder Mauerreste stehen, man hat das ergreifende Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein. Wenn auch 2.500 Jahre zu spät.

Magischer Marmor

Der absolute Höhepunkt sollte natürlich das Stadion sein. Heute ist es nur noch eine große, ausgedehnte Fläche mit leicht ansteigenden Hügeln ringsherum. Aber die Aura des Göttlichen ist hier schier greifbar. Vielleicht haben mir die rund 45 Grad in der Sonne auch die Sinne verbrannt. Dennoch, die gleichen Startrillen aus Marmor zu berühren wie Leonidas von Rhodos, der damalige Superstar unter den Läufern, ist für Hannes einfach ein magischer Moment. Von Kopf bis Fuß eingeschmiert mit Olivenöl ging es damals splitternackt auf die kiesige 192 Meter Strecke und zurück. Weniger magisch die Vorstellung, dass zur Halbzeit der Spiele rund 100 Ochsen auf Steinaltaren den Göttern geopfert wurden. Leider ging die Zeit viel zu schnell um und pünktlich wie besprochen ging es im olympischen Autorennen zurück zum Schiff – natürlich als Erstplatzierter. Und Hannes kann auf der Liste seiner Sehnsuchtsorte wieder einen abhaken.

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